Werden Softwareunternehmen durch KI disruptiert? Chancen und Risiken im Wandel
- Mirko Barbaric

- 9. Nov.
- 12 Min. Lesezeit
Die Künstliche Intelligenz krempelt die Softwarebranche um und sorgt an den Börsen für Gewinner und Verlierer im Wochentakt. Kaum ein Sektor steht derzeit stärker unter Druck.
Anleger fragen sich: Wird KI die etablierten Softwareunternehmen disruptieren oder ihnen ganz neue Wachstumschancen eröffnen?
Die Antwort ist alles andere als eindeutig. Während Google noch vor Kurzem als KI-Verlierer galt, hat sich die Stimmung komplett gedreht und der Aktienkurs fast verdoppelt.
Adobe dagegen erlebt das Gegenteil: Der einstige Platzhirsch im Kreativsegment wird plötzlich als potenzielles Opfer der KI-Welle gesehen, der Kurs ist massiv eingebrochen. Auch kleinere Softwareunternehmen wie Wix bekommen die Unsicherheit zu spüren.
Doch gerade in dieser Volatilität liegt die Chance. Wer heute erkennt, welche „vermeintlichen Verlierer“ morgen zu den echten Gewinnern zählen, kann enorme Renditen erzielen.
Doch bevor wir im Detail auf einzelne Unternehmen eingehen, halte ich es für angebracht, ein paar Schritte zurückzugehen.
Dabei wollen wir beleuchten, wie Werte und Wohlstand überhaupt entstehen, wie sich diese über die Zeit entwickelt haben und was die Ursachen dafür waren.

Die Grafik zeigt die langfristige Entwicklung des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) , also der gesamten wirtschaftlichen Wertschöpfung der Welt über mehr als zwei Jahrtausende hinweg.
Die Grafik zeigt eindrucksvoll, wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt über Jahrtausende nahezu stagnierte und erst mit dem Einsetzen wissenschaftlicher und technologischer Revolutionen explosionsartig anstieg. Vom Buchdruck und die industrielle Revolution bis hin zu Mikroprozessor und Internet war es stets Wissen, das Fortschritt und Wohlstand vorantrieb.
Die Daten stammen aus der Maddison Database, dem Maddison Project sowie aktuellen Zahlen der Weltbank. Sie verdeutlichen eindrucksvoll, dass der Großteil des weltweiten Wohlstandszuwachses erst in den letzten 200 Jahren entstanden ist.
Eine Entwicklung, die eng mit wissenschaftlichem Fortschritt, technologischem Wandel und industrieller Produktivitätssteigerung verbunden ist.
Solange die Menschen die Freiheit haben, Innovationen zu entwickeln und Probleme zu lösen (neues Wissen zu schaffen), wird der Wohlstand wachsen und der Wert des Marktes langfristig steigen.
Diese Entwicklung verdeutlicht eine zentrale Wahrheit:
Wirtschaftliches Wachstum entsteht, wenn Menschen mit ihrem Wissen Probleme lösen.
Unternehmen sind also im Kern Problemlöser.
Ihre Profitabilität hängt letztlich von drei Faktoren ab:
1) wie gut ihre Lösung ein reales Problem löst,
2) wie schwer diese Lösung zu kopieren ist und
3) wie groß die Lösung skaliert werden kann.
Dauerhafte Wettbewerbsvorteile entstehen genau dort, wo Wissen oder Ressourcen schwer zu replizieren sind.
Unternehmen sichern sich dieses exklusive Wissen auf verschiedene Weisen.
Sie können es patentieren, geheim halten oder ihr Wissen (also Erfahrung und Können) nutzen, um ihre Lösungen kontinuierlich zu verbessern und so ihren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu wahren oder auszubauen.
Denn ist Wissen erst einmal bekannt, kann es auch kopiert werden. Deswegen locken hochprofitabel Unternehmen in einem profitablen Markt Wettbewerber an, die auch ein Stück vom Kuchen haben wollen. Und je einfach das Wissen kopiert werden kann, desto einfach können neue Wettbewerber in den Markt eintreten und die Renditen der Gesamtbranche senken.
Je komplexer und kapitalintensiver ein Geschäftsmodell ist, desto schwieriger wird es für Wettbewerber, es nachzubilden. Deshalb schaffen nur wenige Unternehmen einen überproportionalen Anteil des weltweiten Wohlstands.
Sie verfügen über das nötige Wissen, die Ressourcen und die organisatorische Fähigkeit, um skalierbare und schwer imitierbare Lösungen anzubieten.
Als Beispiel sind hier die Unternehmen von ASML, Nvidia oder Meta zu nennen.
Denn am Ende des Tages ist eine Aktie nichts anderes als der abgezinste Wert der künftigen Cashflows, die an ihre Eigentümer zurückfließen. Kurzfristig können Kurse jedoch in jede Richtung schwanken. Langfristig outperformen nur wenige Unternehmen den Markt. Und Anleger, die den Markt schlagen, tun dies, weil sie eine präzisere Einschätzung dieser langfristigen Entwicklungen haben als die Mehrheit.
Doch nicht alle Unternehmen leisten einen Beitrag zu der Wertsteigerung.
Denn es gibt tatsächlich wissenschaftliche Studien, die nahelegen, dass nur eine sehr kleine Zahl von Unternehmen für den Großteil der Wertsteigerung im US-Aktienmarkt verantwortlich sind.
Eine Quelle gilt dabei als Referenz:
In einer Studie von Hendrik Bessembinder („Do Stocks Outperform Treasury Bills?“, 2018) wurde herausgefunden, dass nur etwa 4 % aller US-Aktien zwischen 1926 und 2015 für den Gewinn des Aktienmarktes über Staatsanleihen hinweg verantwortlich waren.
Das ist auch der Grund dafür, warum ich ein sehr konzentriertes Portfolio besitze. Denn je mehr Aktien man im Depot hat, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass das Depot eine marktübliche oder schlechtere Rendite einfährt.
Doch kommen wir zu einem vermeintlichen KI-Verlierer zurück, wo ich der Meinung bin, dass das Unternehmen von KI langfristig profitieren könnten.
Das Unternehmen wird derzeit skeptisch beäugt. Meiner Meinung nach zu Unrecht.
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