Im letzten Inner Circle Webinar haben wir uns unter anderem verschiedene Cybersecurity Unternehmen wie Cloudflare, Zscaler, Fortinet, Palo Alto Networks, Tenable, Okta und Crowdstrike angeschaut.
Viele dieser Unternehmen sind sehr gut gelaufen. Palo Alto Networks, Fortinet und Crowdstrike stehen am Allzeithoch und sind zudem massive Outperformer.
Tenable wächst nicht so schnell und die Aktie läuft seit Jahren faktisch seitwärts.
Was ist der Grund dafür?

In diesem Update schauen wir uns die aktuellen Zahlen von Palo Alto Networks, Fortinet und Tenable an, blicken auf die Bewertung und gehen der Frage nach, ob sich noch ein Einstieg lohnt?
Palo Alto Networks
Palo Alto Networks hat sich als führender Anbieter im Bereich Cybersicherheit etabliert, das sowohl Hardware als auch cloudbasierte Softwarelösungen umfasst. Ursprünglich bekannt für seine Next-Generation Firewalls (NGFWs), die über klassische Sicherheitsfunktionen hinausgehen und mit KI-gestützter Analyse Bedrohungen in Echtzeit erkennen, hat sich das Unternehmen zunehmend in Richtung wiederkehrender Umsätze durch Abonnementmodelle entwickelt.
Ein zentraler Wachstumstreiber ist der Bereich der Software- und Cloud-Sicherheitslösungen, die als Software-as-a-Service (SaaS) bereitgestellt werden. Mit Produkten wie Prisma Cloud, das Cloud-Umgebungen schützt, Cortex XDR, einer KI-basierten Plattform zur Bedrohungserkennung, sowie Strata, das umfassende Netzwerksicherheitslösungen bietet, setzt Palo Alto auf langfristige Kundenbindung und planbare Einnahmen.
Ergänzt wird dieses Angebot durch Managed Security Services (MSSP), bei denen Unternehmen ihre Sicherheitsüberwachung direkt an Palo Alto auslagern können.
Um sich von der Konkurrenz abzuheben, investiert Palo Alto Networks verstärkt in Künstliche Intelligenz und Automatisierung. Durch strategische Übernahmen wie Expanse integriert das Unternehmen fortschrittliche Technologien, die eine schnellere Erkennung und automatisierte Abwehr von Cyberbedrohungen ermöglichen.
Der Übergang vom reinen Hardwaregeschäft hin zu einem Anbieter ganzheitlicher, cloudbasierter Sicherheitslösungen zeigt sich auch in der finanziellen Entwicklung des Unternehmens.
Die steigenden wiederkehrenden Umsätze aus Abonnements und Managed Services stärken die Planbarkeit der Einnahmen und verringern die Abhängigkeit von einmaligen Hardwareverkäufen.
Damit positioniert sich Palo Alto Networks als zentraler Akteur in einem Markt, der aufgrund zunehmender Cyberbedrohungen und der wachsenden Bedeutung der Cloud-Sicherheit langfristig starkes Wachstumspotenzial bietet.
Q2 Zahlen
Im zweiten Quartal konnte Palo Alto den Umsatz um 14 % auf 2,3 Mrd. USD steigern. Die wiederkehrenden Umsätze (ARR) im Bereich Next-Generation Security sind um starke 37 % auf 4,8 Mrd. USD gestiegen.
Die RPO sind um 21 % auf 13 Mrd. USD gestiegen.
Remaining Performance Obligations (RPO) sind vertraglich zugesicherte, aber noch nicht realisierte Umsätze eines Unternehmens. Sie umfassen den gesamten Wert der bestehenden Kundenverträge, aus denen in der Zukunft noch Einnahmen erzielt werden sollen.

Der Gewinn je Aktie (Non-Gaap) ist im zweiten Quartal von 0,73 USD auf 0,81 USD um 10 % gestiegen.
Der freie Cashflow der letzten zwölf Monate hingegen stagnierte und lag bei 2,9 Mrd. USD und die freie Cashflow Marge betrug 34,2 %.
Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 14 % auf 9,14 - 9,19 Mrd. USD.
Die RPO sollen um 19 - 20 % auf 15,2 - 15,3 Mrd. USD steigen.
Beim Gewinn je Aktie (Non-Gaap) werden 3,18 - 3,24 USD in Aussicht gestellt.
Die freie Cashflow Marge soll zwischen 37 und 28 % liegen, was zu einem möglichen freien Cashflow von rund 3,4 Mrd. USD führen könnte.
Demnach käme das Unternehmen auf einen P/FCF (fwd) von rund 40 und auf eine P/E von 65.
Sonderlich attraktiv ist die Bewertung am Allzeithoch jedenfalls nicht.
Kommen wir zu Fortinet.
Fortinet
Fortinet ist ein weltweit führender Anbieter von Cybersicherheitslösungen, das auf der Kombination von Hardware, Software und abonnementbasierten Diensten basiert.
Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern setzt das Unternehmen stark auf vertikale Integration, indem es eigene Sicherheitsprozessoren (ASICs) entwickelt, die eine besonders leistungsstarke und kosteneffiziente Bedrohungserkennung ermöglichen.
Das Kerngeschäft von Fortinet besteht aus seinen FortiGate-Firewalls, die in Unternehmen, Rechenzentren und Cloud-Umgebungen zum Einsatz kommen. Diese Geräte bieten neben klassischer Netzwerksegmentierung auch tiefgehende Sicherheitsfunktionen wie Intrusion Prevention, Malware-Schutz und Secure Web Gateway-Technologien.
Durch den Einsatz spezialisierter Hardware kann Fortinet eine hohe Performance bei gleichzeitig niedrigen Betriebskosten bieten, was insbesondere für Kunden mit hohen Sicherheitsanforderungen attraktiv ist.
Ein zunehmend wichtiger Wachstumstreiber ist der Bereich der abonnementbasierten Sicherheitsdienste, die unter der FortiGuard Security Services-Plattform gebündelt sind. Dazu gehören Bedrohungsanalysen in Echtzeit, KI-gestützte Erkennung von Cyberangriffen sowie automatisierte Reaktionsmechanismen.
Cloud-Sicherheit und SASE als Wachstumstreiber
Mit der zunehmenden Verlagerung von IT-Infrastrukturen in die Cloud setzt Fortinet verstärkt auf Secure Access Service Edge (SASE), eine Kombination aus Cloud-Sicherheitsfunktionen und SD-WAN.
Die FortiSASE-Plattform bietet Unternehmen einen sicheren und performanten Zugriff auf Unternehmensnetzwerke – unabhängig vom Standort der Nutzer.
Dabei integriert Fortinet Zero Trust Network Access (ZTNA), Firewall-as-a-Service (FWaaS) und Secure Web Gateways, um den neuen Anforderungen an verteilte Arbeitsumgebungen gerecht zu werden.
Mit Lösungen wie FortiEDR für Endpunktsicherheit und FortiXDR für erweiterte Bedrohungserkennung erweitert das Unternehmen kontinuierlich sein Portfolio und setzt auf wiederkehrende Einnahmen durch Abonnements.
Durch diesen Plattformansatz profitieren Kunden von erhöhter Effizienz und geringeren Betriebskosten.
Finanziell profitiert Fortinet von einem starken Mix aus Hardware-Verkäufen und wiederkehrenden Abonnement-Einnahmen, was zu einer stabilen und margenstarken Umsatzentwicklung führt.
Mit der zunehmenden Verlagerung von IT-Systemen in die Cloud, dem anhaltenden Anstieg von Cyberangriffen und dem wachsenden Sicherheitsbedarf von Unternehmen weltweit dürfte das Unternehmen langfristig starkes Wachstumspotenzial besitzen.
Geschäftsjahr 2024
Fortinet wurde im Inner Circle bereits im Detail vorgestellt. Daher gehe ich nur kurz auf die gemeldeten Zahlen ein.
Im vierten Quartal sind die Billings um 7,4 % gestiegen.
Billings beziehen sich auf den Gesamtbetrag, den ein Unternehmen für Produkte oder Dienstleistungen in einem bestimmten Zeitraum in Rechnung stellt. Dabei handelt es sich nicht um den Umsatz (Revenue), sondern um die tatsächlichen Rechnungsbeträge, die das Unternehmen an seine Kunden stellt.
Billings geben an, wie viel Geld das Unternehmen von seinen Kunden in einem bestimmten Zeitraum zu erwarten hat, unabhängig davon, ob es das Geld bereits erhalten hat oder nicht.
Der Umsatz ist um 17,3 % gestiegen. Besonders das Segment Products verzeichnete wieder ein starkes Umsatzwachstum von 17,6 %.
Das Tal der Tränen scheint hier durchschritten zu sein.
Im Service Segment lag das Wachstum bei "nur" 17,2 %.
Der Gewinn je Aktie legte von 0,51 auf 0,74 um 45 % zu.
Auf Jahressicht konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 12,3 % auf 5,9 Mrd. USD und die Billings um 2,1 % auf 6,53 Mrd. USD steigern.
Der Umsatz im Segment Products sank um 1 %. Im Segment Services stieg der Umsatz um 19,8 %.
Die operative Marge verbesserte sich von 28,4 auf stolze 35 % und der Gewinn je Aktie (Non-Gaap) legte von 1,63 auf 2,37 um 45 % zu.
Der freie Cashflow stieg nur um 8,5 % auf 1,88 Mrd. USD.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Fortinet ein EPS von 2,41 - 2,47 USD, was einem Wachstum im Mittel von nur 3 % entsprechen würde.
Der Umsatz soll hingegen um 13,3 % und die Billings um 11,8 % steigen.
Darf man den Prognosen Glauben schenken, so kommt Fortinet auf ein P/E (fwd) von rund 46.
Beim freien Cashflow je Aktie erwarten die Analysten 2,8 USD, was einem P/FCF (fwd) von 40 entsprechen würde.
Auch hier ist die Bewertung am Allzeithoch nicht sonderlich attraktiv - auch wenn ich optimistischer beim Ausblick bin.
Wie ich mit der aktuellen Situation umgehe, habe ich bereits mehrfach im Inner Circle und im Webinar gesagt. Des Weiteren seht ihr auch, welche Werte ich in meinem Depot (https://www.longtermvalue.de/depot) ausdünne oder aufstocke habe.
Tenable
Tenable ist ein führender Anbieter im Bereich Cyber Exposure Management (Schwachstellenmanagement & Bedrohungserkennung) und spezialisiert sich auf die Identifizierung und Bewertung von Sicherheitslücken in IT-Infrastrukturen.
Das Geschäftsmodell des Unternehmens konzentriert sich auf Softwarelösungen, die Unternehmen dabei helfen, ihre IT-Infrastrukturen zu überwachen, Schwachstellen zu identifizieren und Sicherheitslücken zu schließen.
Tenable bietet sowohl On-Premise-Software als auch cloudbasierte Lösungen an, um den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Kunden gerecht zu werden.
Das Unternehmen hat sich mit seiner Plattform Tenable.io und der weit verbreiteten Schwachstellenmanagement-Software Nessus als zentrale Anlaufstelle für Unternehmen etabliert, die ihre IT-Sicherheit proaktiv verbessern möchten.
Die Cloud-Plattform bietet Unternehmen eine kontinuierliche Analyse ihrer IT-Systeme, indem sie Schwachstellen in Netzwerken, Cloud-Umgebungen, Endgeräten und industriellen Steuerungssystemen (ICS) aufdeckt.
Neben Tenable.io bietet das Unternehmen auch Tenable.sc an, eine On-Premise-Lösung zur Verwaltung von Schwachstellen und Bedrohungen in komplexen, meist größeren IT-Umgebungen. Beide Produkte sind auf Abonnementbasis verfügbar, was Tenable eine stabile Quelle wiederkehrender Einnahmen verschafft.
Ein weiterer zentraler Baustein des Geschäftsmodells ist die Tenable.ot, eine Lösung für die Cybersicherheit von Operational Technology (OT) und Industrieanlagen. Diese speziell für kritische Infrastrukturen entwickelte Plattform schützt industrielle Netzwerke vor Cyberangriffen, die potenziell zu physischen Schäden führen könnten.
Tenable verfolgt einen Subscription-basierten Ansatz, was bedeutet, dass der Großteil der Einnahmen aus langfristigen Verträgen und wiederkehrenden Zahlungen kommt.
Dies ermöglicht es dem Unternehmen, stabile Umsätze zu erzielen und gleichzeitig kontinuierliche Updates sowie neue Sicherheitsfunktionen für seine Kunden bereitzustellen.
Durch die Nutzung von Cloud-Technologien und die Integration fortschrittlicher Analysetools wie KI und maschinelles Lernen bietet Tenable seinen Kunden eine skalierbare Lösung zur kontinuierlichen Überwachung und Risikominderung.
Amit Yoran
Amit Yoran war Jahre lang CEO von Tenable, bevor er leider Anfang des Jahres mit 54 Jahren an Krebs verstarb. Das Unternehmen sucht aktuell nach einem Nachfolger und wird vorübergehend vom CFO und COO geleitet.
Bevor Amit Yoran zu Tenable kam, hatte er verschiedene leitende Positionen in der Technologie- und Sicherheitsbranche inne. Er war unter anderem Gründer und CEO von NetWitness, einem Unternehmen für Netzwerküberwachung und Bedrohungserkennung, das später von EMC übernommen wurde.
Außerdem war er in verschiedenen strategischen und operativen Funktionen bei RSA tätig, einem Unternehmen, das für seine Sicherheitslösungen bekannt ist.
Er hat in seiner Karriere eine Vielzahl von Initiativen zur Verbesserung der Cybersicherheit vorangetrieben und war ein Pionier in der Entwicklung von Lösungen, die Unternehmen helfen, ihre Netzwerke und Systeme vor Angriffen zu schützen.
Unter seiner Führung hat Tenable seine Position im Bereich des Schwachstellenmanagements weiter ausgebaut und innovative Produkte wie Tenable.io und Tenable.sc entwickelt.
Amit Yoran besaß rund 1,4 % der Unternehmensanteile.