Grundregeln des Inner Circle
Alle unsere Aussagen und Einschätzungen von Aktien, soweit nicht explizit anders kommuniziert, beziehen sich auf die Frage, ob man hier auf Sicht von 5-10+ Jahren investieren sollte oder nicht.
Je nach Zeitebene kommt man bei Einzelwerten zu grob unterschiedlichen Einschätzungen.
Was als Trade vollkommen Sinn ergeben kann, kann als Investment Nonsens sein und umgekehrt.
Buy & Hold
Gewinnmitnahmen erfolgen nur in sehr seltenen Ausnahmen, wenn Aktien in kürzester Zeit (wenige Monate) enorme Kurssteigerungen vollzogen haben und die Bewertung absolute Rekordniveaus erreicht. Selbst in dieser Situation werden nie komplette Positionen verkauft.
Das Ziel ist, die besten Unternehmen zu einem guten Preis zu kaufen und zu halten.
Die reichsten Menschen der Welt sind keine Trader, sondern Investoren und Firmengründer.
Ich habe Kerninvestitionen die 60-70% meiner Anlagen an der Börse ausmachen – diese werden nie verkauft. Vor allem nicht während Crashs oder weil man erwartet, dass ein Crash kommen wird. Nie. Der Gedanke an einen Verkauf findet nicht statt (siehe Schlachtplan).
Ich denke den meisten ist überhaupt nicht klar, welche Vermögenseffekte sich durch diese Strategie auf lange Sicht ergeben.
Nehmen wir als Beispiel das Musterdepot 2 von Guidants.
Aktuell steht das Depot bei +110%, was einer annualisierten Rendite von 18% entspricht.
Das ist dramatisch gut. Und wir haben noch nicht mal das Auf- und Ab der Börse für uns genutzt. Oder unser Einkommen, welches zwischenzeitlich zur Verfügung gestanden hätte.
Rechenbeispiel:
Wenn wir heute mit einem Depot von 100.000 Euro beginnen, 1.000 Euro pro Monat sparen/investieren würden und auch weiterhin eine Rendite von 18% p.a. einfahren würden, läge der Depotwert nach 10 Jahren bei 832.000 Euro. (Nach 20 Jahren 4,66 Mio.) Bei 10% Rendite kommen wir noch immer auf einen Endstand von 460.000 Euro. (Nach 20 Jahren 1,39 Mio.)
Zitat von Charly Munger:
Compound interest is the eighth wonder of the world.
He who understands it, earns it …
he who doesn’t … pays it.
Der Weg zur finanziellen Freiheit befindet sich direkt vor der Nase und den Augen aller. Kaum einer sieht ihn und beschreitet ihn. Das ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs. Daher würde ich jedem, der hier im Inner Circle ist und noch nicht am Art of Investing -Seminar teilgenommen hat, dringend dazu raten.
Eigentlich ist das die Grundlage dafür, dass sich der IC auch wirklich für Euch auszahlt.
Wichtig
Es gibt Phasen, in denen wir kaufen und Phasen in denen wir nicht kaufen. Das wird immer fortlaufend kommentiert.
Pain today, gain tomorrow
Antizyklisches Investieren ist hart und emotional herausfordernd und das aus vielen Gründen.
In den seltensten Fällen trifft man als antizyklischer Investor exakt das Tief und wird sofort belohnt, ganz im Gegenteil.
Trader jagen hingegen nach der sofortigen Bestätigung…
In der Harvard Life Study, die über Jahrzehnte lief (läuft?), hat sich ein Faktor herauskristallisiert, mit dem man den wirtschaftlichen Erfolg der Teilnehmer vorhersagen konnte:
Ist die Person bereit, heute ein Opfer zu bringen, um in Zukunft dafür belohnt zu werden?
Von Charlie Munger gibt es ein passendes Zitat dazu:
Almost all good businesses (=investors) engage in pain today, gain tomorrow activities.
Wenn die Märkte gerade laufen und man über antizyklisches Investieren redet, versteht jeder, dass das sinnvoll ist. Wenn die Kurse aber purzeln und der Crash läuft, ist es unglaublich schwer, auch wirklich zuzuschlagen.
Obwohl man nur dunkle Wolken am Horizont sieht, Angst hat und am Markt Panik herrscht.
Denn niemand will leiden, will den Schmerz von Buchverlusten tragen.
Es ist daher sehr wichtig zu verstehen, dass Kurse nur Momentaufnahmen ohne Aussagekraft sind und es keine Rolle spielt, ob eine Aktie direkt nach dem Kauf steigt oder noch einen Umweg nimmt. Meistens nimmt sie einen Umweg.
Was am Ende zählt, ist, dass man Top Unternehmen zu einem vernünftigen Preis kauft.
--> Das ist das wahre Timing. Kurse timen kann niemand.
Schlachtplan
-
Meine Investitionsquote tendiert meistens in Richtung 80% (und bewegt sich zwischen 70 und 100%). Damit fühle ich mich persönlich wohl. Ich habe ausreichend Kapital in der Rückhand, um im Falle von sinkenden Kursen zuzuschlagen und gleichzeitig habe ich auch nie das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn der Markt im Haussemodus ist.
Sollte der Markt stagnieren oder fallen, werde ich meine Aktien nicht verkaufen. Denn ich bin davon überzeugt, dass es gute Unternehmen sind, die sich weiterhin positiv entwickeln und den Markt outperformen werden. -
Ich möchte weiterhin sehr gute Unternehmen zu einem vernünftigen Preis kaufen und mein Portfolio sukzessive vergrößern, vor allem wenn es zu einem Crash kommt.
Ich habe daher eine Watchlist von Aktien, die ich als Compounder bezeichne. Unternehmen, die stetig das erwirtschaftete Kapital mit einem hohen Ertrag reinvestieren können. Sie sind die erste Riege, die ich im Falle eines Crashs kaufen oder aufstocken möchte.
Fassen wir zusammen: Alle möglichen Entwicklungen des Marktes sind abgedeckt. Wir haben für jedes Szenario eine gut begründete, rationale Vorgehensweise. Der Schlachtplan steht. Wir sind vorbereitet, wissen in jedem Fall, was zu tun ist und müssen nicht spontan oder emotional reagieren. Damit sind wir einem Großteil der Anleger überlegen und können bessere Entscheidungen treffen.
Das ist mein Schlachtplan, für mich hat sich diese Vorgehensweise bewährt. Sie müssen selbstverständlich nicht dieselbe Strategie wählen, doch Sie sollten unbedingt einen eigenen Schlachtplan haben!
Da ich offensichtlich eine Vorliebe für Zitate habe, schließe ich sinngemäß mit Mark Twain:
„Wer nicht genau weiß wohin er will, wird sich wundern wo er ankommt.“