Disruptive Technologien verändern alles
- Mirko Barbaric
- 1. Juli
- 11 Min. Lesezeit
Disruptive Technologien sind keine Modeerscheinung. Sie sind die treibende Kraft hinter den größten Umwälzungen der Wirtschaftsgeschichte. Ob Digitalkameras, Streaming, Elektroautos oder Künstliche Intelligenz, immer wieder haben neue Technologien ganze Branchen verändert, alte Marktführer entthront und Investoren, die frühzeitig das Potenzial erkannt haben, mit außergewöhnlichen Renditen belohnt.
Während traditionelle Unternehmen oft nur inkrementell verbessern, verändern Disruptoren die Spielregeln. Sie schaffen neue Märkte, senken Kosten dramatisch oder bieten radikal bessere Nutzererlebnisse. Für langfristige Anleger eröffnen sich dadurch Chancen, auf die Gewinner der nächsten Dekade zu setzen – weit bevor der breite Markt ihr wahres Potenzial erkennt.
In dieser Analyse beleuchte ich ein Unternehmen, das an vorderster Front einer solchen Disruption steht – technologisch führend, strategisch positioniert, mit einem Geschäftsmodell, das bestehende Strukturen herausfordert.
Wer in Innovation investieren will, kommt an diesem Unternehmen nicht vorbei.
Doch bevor wir tiefer in das Unternehmen eintauchen ist es angebracht, zunächst das Thema Disruption genauer vorzustellen.
Was ist damit gemeint? Wie funktionieren die Technologien? Was machen etablierte Unternehmen "falsch" bzw. warum verlieren die meisten Unternehmen den Kampf und geraten in Vergessenheit?
The Innovator's Dilemma Im Forum und in diversen Webinaren bin ich bisher nur kurz auf das Thema Disruption eingegangen. Vor Kurzem habe ich das Buch "The Innovator's Dilemma" erneut gelesen und mal wieder tief über das Thema nachgedacht.
Worum geht es in diesem ausgezeichneten Buch?
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Clayton Christensen beschreibt darin das Phänomen der disruptiven Innovation – wie kleine, oft technologisch andersartige, neue Unternehmen etablierte Branchenführer herausfordern und verdrängen können, obwohl diese etablierten Firmen oft über bessere Produkte und mehr Ressourcen verfügen.
Das Dilemma für diese Marktführer ist, dass sie sich auf ihre bestehenden, meist profitableren Kunden und Märkte fokussieren und disruptive Technologien anfangs oft ablehnen, weil sie schlechtere Leistung bieten oder geringere Margen haben.
Christensen zeigt, dass disruptive Innovationen oft in neuen, kleinen oder wenig attraktiven Marktsegmenten beginnen, sich aber mit der Zeit verbessern und schließlich die alten Technologien und Marktführer ersetzen.
Digitalkameras vs. Filmfotografie (Kodak)
Kodak war jahrzehntelang führend in der analogen Fotografie. Ironischerweise entwickelte das Unternehmen selbst eine der ersten Digitalkameras, ignorierte sie aber aus Angst, das Kerngeschäft mit Filmrollen zu kannibalisieren. Digitalkameras wurden zunächst als qualitativ schlechter angesehen, setzten sich aber durch. Kodak meldete 2012 Insolvenz an.
Smartphones vs. Mobiltelefone
Smartphones ersetzten mehrere Geräte auf einmal. Nokia und Blackberry ignorierten lange Zeit den Wert von Touchscreens und App-Ökosystemen. Sie verloren dramatisch an Marktanteilen, Apple und Google dominierten.
Smartphones haben auch das Geschäft der Digitalkameras disruptiert.
Streaming vs. DVD/TV/Filmverleih (Blockbuster)
Blockbuster dominierte den Heimvideomarkt mit stationärem Verleih. Netflix begann mit DVD-Versand, wechselte früh in Streaming und entwickelte eigenen Content. Blockbuster reagierte zu spät und ging bankrott.
Es gibt noch sehr viele Beispiele: Booking/Airbnb vs. Reisebüros, Uber/Lyft vs. Taxiunternehmen, Visa/Mastercard vs. Bargeld, Clouddienste vs. On-Premise Rechenzentren.
Aber eines der bekanntesten und spektakulärsten Disruptoren ist Microsoft.
Im Jahr 1980 war Microsoft ein kleines Unternehmen mit 8 Millionen USD Umsatz und 40 Mitarbeitern. Damals dominierte IBM den globalen Computermarkt mit einem Marktanteil von 70 %, vor allem durch Großrechner.
IBM arbeitete gerade an seinem ersten Personal Computer (IBM PC) und suchte dafür ein Betriebssystem.
Zunächst wandte sich IBM an Digital Research, aber die Verhandlungen scheiterten. Daraufhin kontaktierte IBM Microsoft, das bis dahin vor allem für Programmiersprachen bekannt war.
Microsoft hatte jedoch kein eigenes Betriebssystem, ergriff aber die Chance.
Bill Gates und sein Team kauften QDOS (Quick and Dirty Operating System) von Seattle Computer Products für rund 50.000 Dollar, passten es an und nannten es MS-DOS.
Das Entscheidende: Microsoft behielt die Lizenzrechte an MS-DOS und durfte es auch an andere PC-Hersteller verkaufen. So wurde Microsoft nicht nur zum Lieferanten für IBM, sondern zum Betriebssystem-Anbieter für die gesamte PC-Industrie.
Diese Entscheidung war wegweisend: 1986 – nur fünf Jahre später – ging Microsoft an die Börse. Die IPO wurde von Goldman Sachs begleitet, brachte 61 Millionen Dollar ein und bewertete Microsoft mit 777 Millionen Dollar.
Schon damals war das Unternehmen hochprofitabel.
Im Jahr des Börsengangs erzielte Microsoft 197 Millionen USD Umsatz und 32 Millionen USD Gewinn – mit bereits 1.100 Mitarbeitern.
Bereits nach ein paar Jahren war der Marktanteil von Microsoft so groß, dass IBM kein ernstzunehmendes Konkurrenzprodukt auf den Markt bringen konnte.
Das Rennen war entschieden. Microsoft hat sich als "das" PC-Betriebssystem durchgesetzt. Mit dieser Dominanz wurde der Grundstein für weiteres Wachstum gelegt. Der Rest ist Geschichte.
Besonders das Beispiel von Microsoft sollten wir im Hinterkopf gehalten. Dazu werde ich demnächst noch einen Artikel veröffentlichen, indem ich den Investmentcase eines Streamingunternehmens im Detail darstellen werde und warum Umsatz und Gewinn nicht immer das Wichtigste bei der Bewertung eines Unternehmens ist.
Doch warum sollten sich Anleger über disruptive Technologien Gedanken machen?
Aus dem einfachen Grund, dass die Welt in Zukunft anders sein wird. Ich möchte hier nicht den Niedergang der aktuellen Big Tech Unternehmen (Microsoft, Amazon, Google und Co.) vorhersagen. Aber wer sich mit der Geschichte der größten Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten beschäftigt, wird feststellen, dass die Top 10 der größten US-Unternehmen sich immer verändert haben.
Hier sieht man zum Beispiel die Veränderung von 1995 bis Heute: https://americanbusinesshistory.org/most-valuable-american-companies-1995-2024/
Oder hier:
Langfristige Investoren sollten aus mehreren wichtigen Gründen auf disruptive Technologien setzen:
Wachstumspotenzial: Disruptive Technologien schaffen oft völlig neue Märkte oder revolutionieren bestehende Branchen. Das eröffnet langfristig enorme Wachstumsmöglichkeiten, die traditionelle Unternehmen häufig nicht erreichen.
Marktveränderung und Wettbewerbsvorteil: Firmen, die disruptive Technologien frühzeitig nutzen oder selbst entwickeln, können Marktanteile gewinnen und etablierte Wettbewerber verdrängen. Investoren profitieren von den Marktführern in wachsenden Segmenten.
Höhere Renditechancen: Da disruptive Technologien häufig am Anfang als „Nischenprodukte“ gelten, sind die Bewertungen oft noch moderat. Wer früh investiert, kann überproportionale Renditen erzielen, wenn sich die Technologie durchsetzt.
Langfristige Trends und Nachhaltigkeit: Disruption ist oft mit fundamentalen gesellschaftlichen oder technologischen Trends verbunden – z. B. Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Automatisierung. Diese Trends sind stabil und bieten Chancen für langfristiges Wertwachstum.
Aktuell bestes Beispiel wäre Nvidia.
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